Wassereinbruch!
...oder man kann auch sagen, dass sich Nachlässigkeit auf einem Boot nun mal nicht auszahlt.
Als ich in Krummin eintreffe, bin ich völlig fertig und ziemlich mies gelaunt. Nicht nur, dass mein Autopilot permanent streikte und Akua vorzugsweise aus dem Ruder laufen ließ, nein, ich habe die Strecke komplett unterschätzt und mich nicht genügend darauf vorbereitet. Eigentlich verließ ich mich ein bisschen zu sehr auf die Fides. Dass dieses Boot nun mal ganz anders läuft und mit zwei Mann auch eine gewisse Arbeitsteilung möglich ist, klebte ich hingegen sieben Stunden ohne ausreichender Versorgung an der Pinne und das unter Sonne satt. Zwei mal schaffte ich es irgendwie aufs Klo und zwei mal stellte ich Wasser in der WC-Kabine fest. Zunächst dachte ich an des Überlaufen der Toilette, denn teilweise habe ich über 20Grad Krängung unter Böen zu verzeichnen. Ich schließe die Bordventile, was nichts zu bewirken schien. Überhaupt konnte man auf dieser Fahrt von dauerhaften tückischen Böen reden, dauerhaft, hinterhältig und lästig. Am liebsten hätte ich Akua zum Maond geschossen, wenn da nicht doch etwas Selbstreflektion mitgeschwungen wäre. Seit Übernahme des Bootes funktioniert das Display des Autopiloten nicht. Ich besorgte über e-bay Kleinanzeigen bereits Ersatz. Warum ich es nicht tauschen ließ? Ich habe echt keine Ahnung mehr. Ich fahre quasi blind mit dem Piloten, kann ein und 10 Grad backbord oder steuerbord einstellen. Das wars und nun scheine ich irgend etwas falsch getippt zu haben und dieser Horst macht nun was er will.
In der Marina Krummin sonnengeröstet angekommen, lotzt mich die Besatzung der Fides auf einen freien Liegeplatz direkt neben ihrem Boot... und einem hübsch aufpolierten Oldtimersegler ohne Fender. Und natürlich habe ich Seitenwind. Ich kachel also in die freie Box, werfe die zurechtgelegten Festmacher über die Dalben und treibe natürlich an die frisierte Kommode. Ein weibliches Crewmitglied quälte sich genervt aus ihrer Ruheposition und drückte meinen Bug von ihrem Bötchen weg. Freundlich bedankte ich mich und kassierte mir frech den Verweis auf reinen Selbstschutz ein. Ich hätte schwören können, gesagt zu haben, sie möge doch bitte zukünftig ihr Feuerholz oder Scheiterhaufen anständig abfendern. Ich beließ es beim Ignorieren. Später erfuhr ich, dass die Herrschaften auf dem Boot auf Fender verzichten, da andernfalls der Lack beschädigt werden könnte. Aha...!
Erstmal raus aus den Klamotten. Beim Betreten meiner Achtekabine hole ich mir nasse Füße - auch sie steht unter Wasser. Damit schließe ich nun gänzlich die Toilette aus und blicke aufs Zentrum meines Bootes: Der Motor!
In Windeseile baue ich die Treppe ab und sehe leider nichts gutes. Die Wanne unterm Motor ist voller Wasser und meine Wasserpumpe leckt unaufhörlich. Nun, ein Wasserfall ist es nicht gerade, aber schon das aneinanderreihen von Tropfen lässt mein Boot in der Phantasie schon gleich morgen früh zum sinken bringen. Haben wir nicht die Dichtung der Wasserpumpe ausgewechselt? Sogar einen Wassertestlauf haben wir gemacht. Dann kam die Aussage meines Seemanns durchs Telefon: Die Pumpe machte schon bei der Wartung keinen guten Eindruck. Die Vorbesitzer ließen sie mit Sikaflex provisorisch abdichten. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Ich hätte nach dem Zuwasserlassen ganz unbedingt den Motor kontrollieren müssen. Die zweite Ohrfeige am heutigen Tag saß treffsicher. Meine Stimmung kippt nun gänzlich. Ich möchte keinen Urlaub mit einer Tropfsteinhöhle und ohne Autopilot machen und lamentiere mich in den Schlaf.
Am nächsten Morgen teilte ich Ricarda und Frank mit, dass ich unser Ziel nach Peenemünde zu segeln nicht nachkommen kann. Ich werde in Wolgast stoppen und dort auf meinen Seemann warten, der mir versprach, vorbeizukommen, um nach meiner Pumpe zu schauen. Beide entschieden nun für sich, ebenso nach Wolgast mitzukommen und mit mir gemeinsam mein Schicksal zu tragen.
Also auf nach Wolgast...
Blick ins Logbuch:
- Usedom - Krummin
- 7h und 45min
- 27sm
- N - NW 2-4 bft
- Sonne satt, böig
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