step by step

Gefreut habe ich mich, als ich von Freunden aus der Lagunenstadt vom Nachbarsteg gefragt wurde, ob ich Lust hätte mit ihnen gemeinsam zu segeln. Sie wollen Richtung Rügen, genaueres wird sich wohl dann auf dem Weg dahin ergeben. Ohne langes Zögern schloss ich mich an und fieberte ab da dieser Reise entgegen. 

Mein Boot habe ich bereits im Winter gut vorbereitet, Anoden ausgetauscht, die Blöcke am Mast ersetzt und mein Seemann kümmerte sich um meine Borddurchlässe für die Elektrik am Mast. Diese war ein reinstes Provisorium und sorgte dafür, dass mit Regelmäßigkeit die Salonlampe an der Maststütze das Regenwasser auffing. 



In diesem Zuge prüfte er auch noch einmal die gesamte Elektrik. Meine Versorgerbatterie musste getauscht werden und mein Motor wurde von einem Mechaniker aus dem Autohaus gewartet. Ich bekam ein neues Ölfilter, die Wasserpumpe wurde neu abgedichtet und der Impeller getauscht. Ich ersetzte das Vorfall und den Block vom Achtertstag, sowie auch auch den Achterstagspanner. Um mein Unterwasserschiff brauchte ich mich nicht zu kümmern. Bereits letztes Jahr habe ich es komplett geschliffen und neu aufgebaut. Die drei Monate, die es dann im Wasser war, haben kaum eine Veränderung gezeigt. Bevor meine Akua ins Wasser kam, stellten wir mit Entsetzen fest, dass die Pinne längs in den Lagen gerissen und aufgesplittert war. Auch sie musste ersetzt werden. Der Rohling wurde mir in der Lackierung vom Autohaus auf Hochglanz gebracht. 


Ja, Akua war für jede Schandtat bereit und wartete nur noch, bis das unsinnige Kranverbot außer Kraft gesetzt wird. Noch vor meinem Geburtstag schaffte es Akua Dank Nauticalmile als eins der ersten Boote ins Wasser. Bis Ende Mai bleibt die Lagunenstadt nahezu verwaist.

Ein besonders Highlight sind meine neuen Lazybag und Jacks, die ich bereits Ende der letzten Saison bei der Segelmacherei Lange in Auftrag gegeben habe. Sobald ich mit Akua im Wasser liege, werden sie mir geliefert und montiert. Ich bin begeistert von der Qualität und Passform - kein Vergleich zu der alten Tasche, in der ich mein Segel reinquetschen musste und ich immer Angst hatte, die Nähte könnten platzen. Mit meiner Akua im Wasser kam ein Stück meines vertrauten Lebens zurück und es folgten viele kleine Törns bei unterschiedlichsten Windstärken und Wetterbedingungen, selbst ein Überraschungsgewitter mit starken Böen verschreckte mich nicht. Ich wollte Akua noch besser kennen lernen. Wo ist ihre Grenze, wo die meine, wo macht es keinen Spaß mehr...?


Nach zwei Wochen Motorbooturlaub auf der Blue Lady meines Seemannes habe ich nur einen Tag, um mich zu verproviantieren, dann steche ich gemeinsam mit Ricarda und Frank von der Fides in See. Erster Stop ist die Stadt Usedom mit ihrer erst kürzlich neu erbauten modernen Marina, nun eine meiner Lieblingshäfen vom Haff. Der Hafenmeister ist wie immer ausgesprochen freundlich, die Stadt nach wie vor interessant - ich mag die Bücherkiste auf dem Marktplatz und die Altstadt - ach, ich bin einfach gern dort und erkunde diesmal Wege, die ich noch nie gegangen bin.

Die Fides ist eine gut ausgestattete  9m Compromis mit 1,30m Tiefgang, 3m Breite und bringt 4t auf die Waage. Ein schönes Boot mit reichlich Platz unter Deck - Salon, Vorschiffkabine, Achterkabine und WC, größtenteils mit Stehhöhe im gesamten Schiff. Damit kann ich nicht konkurrieren. Akua zeigt sich eher zurückhaltend unter Deck. 1qm Stehhöhe am Niedergang müssen reichen. So manche Beule muss ich in Kauf nehmen, der Hang zur gebückten Haltung verursacht nach gewisser Zeit Rückenschmerzen. Anders sieht es auf Deck und unterm Rumpf aus. Durch den variablen Tiefgang spare ich oft Zeit durchs Abkürzen übers Flachwasser und auch sonst hat es Akua gern eilig. Dank der Selbswendefock und 7/8 Takelung bin ich auf der Kreuz flink unterwegs und erreiche nicht selten 90Grad. Die Fides mag es gemütlich, schafft weniger Höhe als Akua, unter Motor jedoch kann Akua ihr das Wasser nicht reichen. Die 9,9Ps bleiben nun mal nur ein Flautenschieber und halten mich dazu an, zügig die Segel zu setzen. Bei Flaute muss ich mich dann in Geduld üben.

Dreieinhalb Stunden brauchen wir die ca. 13 Meilen von der Lagunenstadt nach Usedom inkl. An- und Ablegen. Mit NW-Wind hieß es kreuzen. Tatsächlich schaffe ich es mit einem Schlag bis vor die Einfahrt nach Usedom. Hier dreht der Wind auf Nord, so dass es unter Segeln für mich durch die Klühne nicht weitergeht. Im Usedomer See ist es ratsam sich an die Betonnung zu halten. Schnell wird es flach, auch für Akua. Da ich die Marina mittlerweile kenne, bereitet mir das Anlegen keine Mühe. Bereits im Vorfeld kann ich mir Fender und Festmacher zurechtlegen. Nachdem ich mein Boot sicher vertäut habe, trifft auch die Fides ein. Wir besprechen den nächsten Törn. Nach Krummin soll es gehen. Für mich heißt das im Flachwasser kreuzen. Die Fides wird den Tonnenstrich motoren. Ziemlich sorglos und in freudiger Erwartung was kommen mag, finde ich Schlaf in meiner Koje. 

Step by step - Rügen voraus!

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