Ladys first!

Die Akua kann von Glück reden, ihr Kiel steht nicht nur trocken, sondern auch warm. Die Blue Lady hingegen ist der Witterung ausgesetzt, dafür jedoch genießt sie eine der schönsten Aussichten, wie ich finde. Mit ihrem Heck blickt sie über die Uecker, zur einen Seite zum Yachtclub, zur anderen entlang des Flusslaufes hin zur Lagunenstadt. Im Winter leuchtet das Schilf besonders goldgelb und strahlt im blauen Himmel, wenn er denn mal blau ist. Sind wir diesmal etwas spät mit der Winterkälte und dem Schnee, oder hält bereits der April mit seinen Launen Einzug? 

Vollmond über der Lagunenstadt

Abendstimmung über dem Yachstclub Ueckermünde

Sobald es sich nur annähernd wie Frühling anfühlt, sind wir bei der Blue Lady. Sie braucht neues Antifouling, die Anoden müssen gewechselt und die Gummileiste um den Bug backbord neu verklebt werden. Wir bekommen gerade so das halbe Unterwasserschiff fertig, dann müssen wir eine Zwangspause einlegen. Es schneite die Tage und die Temperaturen gingen unter Null. Letztes Wochenende dann überschlagen sich die Wettervorhersagen mit günstigen Aussichten.


Gerade so geschafft!!! Mein Seemann und ich nutzten die angekündigten Sonnenstrahlen, um seiner üppigen Blue Lady endlich das restliche Antifouling aufzutragen. Die Schlechtwettertage musste der arme Kerl seinen Rücken in der schmächtigen Akua verbiegen, um dort die Bordelektronik auf Vordermann zu bringen. Irgendwann schimpfte er wie ein Rohrspatz. Auf norddeutsch geht das dann so: Schweigen... Brummen... sehr leises Stöhnen... und dann kommt es zum Eklat: Er murmelt in seinen Bart hinein: „Das ist der Grund, warum ich ein goooßes Boot habe!...“ Schnief, Stöhn, weiteres Schweigen und Verbiegen...


Nun krieche ich mit Farbeimer und Rolle unter der Blue Lady herum und mache gefühlt Antifouling-Meilen. „Das ist der Grund, warum ich ein kleines Boot habe!“ liege ich ihm nun in den Ohren. Dabei wird mir bewusst, dass die Blue Lady mein fünftes Unterwasserschiff ist, welchem ich zu Leibe rücke. Ich kann mir bis heute nicht erklären, woher diese Affinität zu Booten kommt. Unterwegs auf dem Wassers sein ist die eine Seite, an Booten zu arbeiten die andere.

Mein erstes Boot war eine Albin Marin 265, ein kompakter Halbgleiter aus den 90ern, baugleich mit der Bonum 880 - ein kleines Raumwunder mit Achterkajüte, Pantry und WC. Gedacht hatte ich die Albin für die Berliner Gewässer und dafür war sie hervorragend geeignet.

die Albin auf den Berliner Gewässern

erste Erfahrungen mit einem eigenen Boot

Dann begab ich mich auf Reise mit einer 390er Bavaria. Auf den Kanaren ging es ihr ans Unterwasserschiff. Später wurde sie gegen eine 45er Jeanneau ausgetauscht. In Griechenland wurde sie an Land geslippt und bekam unter anderem einen neuen Antifoulingnstrich.

Schließlich landete ich unter meiner Akua – klein, überschaubar, aber doch ganz schön tiefliegend – bis ich mich nun die Tage unter der Blue Lady zu schaffen machte. Alles ganz unterschiedliche Rümpfe, doch Boote sind für mich nicht vergleichbar mit Wohnungen, deren Wände neu gestrichen werden müssen. Im Grunde ähneln die Arbeiten einander, mehr Spaß machen mir dennoch einfach die schwimmenden Rümpfe, mit oder ohne ausgeprägtem Kiel. Merkwürdig... Woher das nur kommt?

Mittwoch geht die Blue Lady vor der Akua ins Wasser. Dann hat sie die Zeit auf dem Trockenen überstanden und schwimmt wieder in ihrem Element. Akua muss noch auf besseres Wetter warten. Schließlich soll er zwar ins Wasser "fallen", nicht aber seine Bootstaufe bei Sonne und Frühlingsluft!
Noch ein paar Arbeiten im Motorraum der Blue Lady stehen an... Tsss... ich hab den Eindruck, der ist größer als die gesamte Kajüte der Akua. Da muss sich mein Seemann auch verbiegen. Zum Motorraum meines Bootes brauch man nur den Deckel aufmachen und reingucken...

Motorraum der Blue Lady

Akuas Antriebsmaschinchen

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