Akua, Blue Lady und die Liebe
Leuchtturm Ueckermünde |
Nun lebe ich schon einige Wochen in
Ueckermünde. Unaufhaltsam deutet der Herbst den Einzug der noch
kälteren Tag an. Die Stadt wirkt leer, verliert dabei aber ihren
Charme auf mich nicht. Ich genieße die Ruhe, hadere aber schon mit
der Einsamkeit. So ganz allein möchte ich nicht bleiben. Es würde
mit dem Teufel zugehen, wenn das reizvolle Haff nicht nur ein
wunderbares, aber noch geheimes Segelparadies beherbergt, sondern
auch irgendwo ein einsames Seemannsherz nach seiner großen Liebe
sucht. Manchmal kreuzen sich nicht nur Segelboote...
Die Akua liegt noch immer bei
Greifswald in einem Garten und ich vermisse sie. Jeder Tag ohne mein
Boot scheint ein verlorener. Ich muss sie nach Ueckermünde holen!
Ich möchte sie für die Saison vorbereiten, möchte den Winter
nutzen, und mich mit ihr vertraut machen, sie wieder herrichten, sie
berühren, auf ihr träumen und nicht nur von ihr.
Ein Motorbootfahrer also!
Unwiderstehlich klingt in meinen Ohren gefährlich! Ganze drei Körbe
bekomme ich zustande, bleibe dennoch unentschlossen. Der groß
gewachsene Käpten seiner Blue Lady - einem 14 Meter Halbgleiter -
jedoch lässt nicht locker. Alurumpf, zwei Motoren und noch immer im
Wasser. Dunkle Haare, dunkle Augen und noch immer unbeirrbar...
Es ist nun schon fast ein Jahr her,
dass ich auf einem 45er Segelboot zu hause war, dort lebte und es
gewohnt war, keinen festen Hafen zu haben. Besonders das Schlafen an
Land bereitet mir nun große Probleme. Nachts finde ich kaum Ruhe,
mir fehlt das Wasser unter der Koje. Wenn ich an die Akua denke, dann
habe ich oft nur eins im Kopf - endlich wieder auf einem Boot zu
schlafen - auf der Akua! Raus segeln, Anker werfen, Kaffee kochen und
Butterkekse essen, meine Klarinette auspacken und die Enten im Schilf
beglücken, bis es dunkel wird. Ich knipse dann das Licht aus und
wickle mich in meine Decke ein. Es schaukelt, ich schlafe... Endlich!
Das Haff wirkt grau, es ist kalt und
ich betrete die Blue Lady. Sie ist vorgeheizt, es gibt Kaffee und
Kuchen. Wir wollen ablegen und ich halte nach unendlich langer Zeit
wieder ein Tau in der Hand, steif gefroren, das Tau..., ich auch... Routiniert
manövriert der unwiderstehliche Steuermann sein Schiff aus der
Lagunenstadt zum Ueckerkopf. Schnee fällt, ich bin still, werde
stiller und sentimental. Und ich werde müde, meine Augen schwer.
Jetzt in die Koje legen und einfach nur pennen...
Doch an Schlaf ist nicht zu denken. Die
Blue Lady nimmt Fahrt auf, schneidet das Wasser wie Butter und zeigt,
was in ihr steckt. Der Seemann auch.
Die Akua würde ein hübsches Beiboot
für die Blue Lady abgeben und ich hätte nichts dagegen, ertappe ich
mich, um wiederum vor mir und meinen Gedanken zu erschrecken. Keine
Beziehung! Kein Anbandeln! Um Gottes Willen keine Abhängigkeiten
mehr schaffen!!! Wenn ich eins gelernt habe, dann dass ich nicht
geeignet scheine, mich festzulegen. Ich stehe zu meinem Nomadenleben,
jawohl!
Die Akua wird zielsicher auf ihrem
Trailer durch Ueckermünde gesteuert. Es geht ins 8km nahe Eggesin, dort wo
der Seemann zu Hause ist. All meine Vorsätze warf
ich auf der Blue Lady über Bord, ins kalte Wasser des Stettiner
Haffs...
Das neue Winterlager der Akua |
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