Erste!
Eine knappe Woche bleibe ich in Ystad, zunächst ein paar Tage allein, dann treffe ich mich mit meiner Cousine und ihrem Mann. Nach zwanzig Jahren Wiedersehen gibt es viel zu erzählen und gemeinsam zu unternehmen. All die Eindrücke nehme ich bei meiner Abreise mit an Bord:
Ich besuche zunächst den Ystad Skeppshandel (Schifffahrtshandel) gleich in der Nähe der Marina. Dort lasse ich mir das Auge meiner neuen in Deutschland erworbenen Großschot professionell herstellen. Ein bisschen Kleinkram besorge ich mir noch. Die Rechnung fällt äußerst gefällig aus. Mir wird das Auge meiner Großschot nicht berechnet. Anschließend besuche ich einen Baumarkt, den ich noch gut zu Fuß erreiche und besorge mir eine Nietenzange inklusive Nieten, denn die Öse zum Aufnehmen meines Rodkickers wird nur noch von einer gehalten. Nun habe ich ein weiteres Werkzeug an Bord, das eigentlich nicht fehlen darf. Nach der Arbeit folgt natürlich auch das Vergnügen. Neben der Besichtigung der Stadt lockt mich auch der Strand östlich des Hafenkomplexes. Auf dem Weg dahin begegne ich fast verwunschenen Häuschen mitten im Wald, kleine Hütten am Strand und überhaupt einen abwechslungsreichen Weg am Wasser entlang. Schön ist es hier!
Die Zeit allein in Ystad neigt sich dem Ende. Anja und ihr Alex sind mit ihrem Wohnmobil auf dem Weg und kündigen ihr Eintreffen an. Ein Wiedersehen nach so vielen Jahren auf fremden Boden und einer doch so ungewöhnlichen Anreise, wird mir noch lange nachhallen. Grillen am Abend, gemeinsames Frühstück am Morgen, Sightseeing und Zugfahrt nach Malmö und viele schöne Gespräche machen den Törn nach Ystad für mich unvergesslich...
Einen Abend vor meiner Abreise verabschiede ich mich von den Beiden, denn ich möchte früh los, sehr früh los! Die Erfahrung der Überfahrt liegt mir noch in den Knochen. Was wenn kein Wind aufkommen will? Was wenn ich wieder motoren muss? Den guten schwedischen aber sau teuren Diesel habe ich gebunkert, Proviant auch. Jetzt noch eine Mütze voll Schlaf und dann kann es losgehen. Ziel ist erneut Sassnitz und - ich will vor Anja und Alex ankommen. Sie nehmen am späten Nachmittag die Fähre von Ystad nach Sassnitz - wäre ja gelacht!
03:32Uhr verlasse ich die Marina von Ystad. Es ist noch stockdunkel, doch nicht mehr lange und ich begleite die aufgehende Sonne. Was für ein schönes Schauspiel. Jedes Mal von neuem bin ich begeistert und dabei habe ich das nun schon so oft erlebt. Immer wieder scheint es anders und doch so vertraut...
Der Westwind mit 3bis4bft jagt mich regelrecht über die Ostsee. Ich habe so viel Spaß am Segeln, dass ich einfach nicht genug bekommen kann. Was macht man nur 12 Stunden auf See ganz allein? Ich könnte schwören, dass es viel kürzer war! Frühstücken beim Sonnenaufgang, noch ein Kaffee brühen, aufs Klo gehen, in der Sonne dösen, zweites Frühstück, Wolken beobachten, Fotos knipsen, Füße ins Wasser halten, meinen Autopiloten entlasten, zum Bug spazieren, Beine baumeln lassen, dem Herzklopfen folgen...
...schnell zur Pinne, es frischt auf. Der Autopilot arbeitet deutlich stärker und AKUA nui beginnt zu schlingern. Zeit das Ruder zu übernehmen. Jetzt treibt es den Spaß auf die Spitze und die Zeit davon. Ich fühle meine Akua, die Kraft des Windes in den Segeln und die Kraft der Ostseewellen, die noch recht gemütlich unterwegs sind, was sich bald ändern wird. Mittlerweile bringe ich 6knt auf die Logge. Ich könnte meinen, meine gute Laune überträgt sich auf mein Boot. Das Resultat: wir bleiben mit 11 Stunden und 52 Minuten knapp unter der Halbtagesmarke, als ich in der Marina von Sassnitz einlaufe.
Eigentlich wollte ich weiter nach Glowe, Rügen erneut runden, doch ich spüre, dass ich noch immer mit den Erlebnissen gefüllt bin. Irgendwie passt nix mehr rein in meine Erlebnistruhe, so dass ich mich entschließe über Swinemünde zurück nach Ueckermünde zu segeln. Die Eindrücke wollen zu Hause in Ruhe verarbeitet werden.
Einhand nach Schweden auf eigenem Kiel und zurück! Wenn mir das jemand vor ein paar Jahren vorhergesagt hätte, ich hätte es nicht glauben können. Wenn ich es mir genau überlege, eröffnen sich jetzt ja Möglichkeiten, die ich vorher nicht einmal wagte in Betracht zu ziehen. Was ist mir Rund Bornholm? Oder mit den Erbseninseln? Was ist mit Töre Hamn? Und der Göta Kanal? Was ist damit? Und Finnland, Norwegen, Dänemark?
Wird Zeit, dass ich mal wieder an Land komme und auf dem Boden der Tatsachen:
- Ystad - Sassnitz
- 03:32Uhr bis 15:20 / 11:52:13
- 58,8sm (109km)
- Wind aus West
- 3-4bft
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