Aloha Akua nui
Fast einen ganzen Monat nach
Vertragsabschluss musste ich mich gedulden, bis ich nun endlich meine
neue Akua wiedersehen konnte. Ich hatte keine gutes Gefühl mehr, sie
noch länger warten zu lassen. Ich wollte sie hier haben, hier bei
uns, alles sauber machen, vor allem lüften und sie dann für die
Saison vorbereiten. Je früher desto besser, denn die Saison hat
bereits begonnen. Eigentlich sind wir mitten drin...
Zwar habe ich mich um das
Transportunternehmen gekümmert, aber da ich mit meiner Varianta
unterwegs war, organisierte mein Seemann alles weitere. Das Hotel ist
gebucht, alle Termine vor den jeweiligen Orten abgestimmt und ich bin
auch wieder zurück von meiner Peenetour. So begeben wir uns erneut
auf den Weg nach Esens. 578Km liegen vor uns. Am Abend
erreichen wir Esens und ich kann nicht anders, unbedingt möchte ich
zu meinem Boot.
Mittlerweile steht sie nicht mehr vor
der Halle. Sie wurde ein paar Meter weiter auf eine Wiese geschoben.
Der platte Reifen vom Trailer ist noch immer ohne Luft. Mich ärgert,
dass er vor dem Rangieren nicht aufgepumpt wurde. Das
Landanschlusskabel baumelt vom Bug. Ich gehe davon aus, dass die
Hauptschalter auch nicht ausgeschaltet wurden, wie ich darum bat.
Meine Vermutung wird bestätigt, wie sich später herausstellte. Dann geht es zum Hotel.
Der nächste Tag wird anstrengend
werden. Wir müssen die restlichen Sachen vom Boot beim Eigner
abholen, der aber nicht da ist. Ein Nachbar und Freund empfängt uns.
Schon merkwürdig, ein fremdes Haus das erste mal zu betreten, ohne
das seine Bewohner mit dabei sind. Alles ist bereitgestellt.
Wir arbeiten die Liste vom Kaufvertrag ab. Nichts fehlt und ist in einem ordentlichen Zustand und schnell im
Transporter verladen. Der Nachbar begleitet uns zu Bank und wir
zahlen die restliche Summe ein. Die Quittung geht per Wath app an die
Eigner nach Russland und Harle Yachtbau erhält die Freigabe per
Mail. Nun gehört sie mir!
Ganz spontan bei Kaffee und Kuchen
erhalte ich noch eine Beratung zur Bootsversicherung. Wie praktisch,
denn der Nachbar ist gleichzeitig auch für die Gothaer zuständig.
Ursprünglich wollte Harle Yachtbau das
Boot nach Bensersiel zum Kran bringen. Transport und Kranen sollte
150 Euro kosten. Doch dann entschied er sich um und beauftragte einen
Kran, der zur Werft kommen möge. Es würde nur 180 kosten, wenn es
hochkommt 200.
Es gibt noch einiges zu tun. So wie
Harle den Mast auf dem Boot sicherte, wird das nicht gut enden. Wir
überlegen uns selbst eine Konstruktion, besorgen alle Materialien im
nahegelegenen Baumarkt und machen uns so gleich ans Werk.
Mittlerweile haben schon lose liegende Wanten das Deck zerkratzt. Die gekreuzten Bretter am Heck, die den Mast stützen sollen, sind morsch und schlecht gesichert. Gut, dass wir genügend Decken und Handtücher dabei haben. Auch der
Stecker vom Trailer muss ausgetauscht werden. Mein Seemann meinte, er
schaue aus, als ob er im Salzwasser gebadet habe. Noch die
Lichtanlage überprüfen, auch hier leuchten nicht alle Lämpchen.
Am Abend sind wir fertig, kehren zum Hotel zurück. Dort wartet man
bereits auf uns, denn schon am Morgen wurden wir gefragt, ob wir beim Grillabend dabei seien. So etwas erlebte ich in einem Hotel noch nicht. Im
Garten wartete das Grillgut und im Restaurant saßen schon die Gäste
an einer langen Tafel mit dem Buffet im Rücken. Hier wird gemeinsam
gespeist. Die Gastgeberin erzählt lustige Geschichten aus ihrer
Hotelkarriere. Für einige Momente vergesse ich, warum wir hier sind
und freue mich, dass ich das erleben darf.
Als wir am nächsten Morgen zum Boot
kommen, ist der Reifen auf wundersame Weise aufgepumpt. Was für
Blender! Lange müssen wir auf den Fahrer des Transportunternehmens
Hansedrive nicht warten. Überpünktlich kommt er mit seinen
beeindruckenden Tieflader in Esens an. Auch der Kran lässt nicht
lange auf sich warten. Dann wird es hektisch. Die Mitarbeiter der
Werft rennen unkoordiniert durch die Gegend, das Boot wird ohne
Führungsleiden in die Luft gehoben. Warum, so hoch, weiß kein Mensch
und dann auf den Tieflader gesetzt. Irgendwie hatte jeder der Anwesenden
viel zu sagen. Hin und her wurde die Dehler gesetzt, während es
unter ihr wuselte, dass mir Angst und Bange wurde. Ein falscher
Handgriff und jemand quetscht sich die Finger. Auch unser Fahrer
schaute immer missmutiger drein. Irgendwann fand man eine Position und ohne
das Boot zu sichern, war auch schon das Krangeschirr weg. Akua nui stand nun nur auf ihren Kiel. Eine Absprache mit dem Fahrer, wie er das
Boot am liebsten gestellt haben möchte, gab es nicht. Dafür aber
eine geballte Ladung Arroganz und Hochnasen. Wir machten das Beste
draus und grübelten gemeinsam mit dem Fahrer, wie wir nun den Rumpf
am sinnvollsten stützen könnten, denn so recht wollten die Teile nicht
passen. Letztlich wurden Holzplatten zwischen Rumpf und Backen
geklemmt, was den Fahrer nur noch grimmiger machte, denn so verlädt
er nun mal nicht. Erstaunlich. Obwohl meine Akua nur ein kleines Boot
ist und sich schon fast in diesem Tieflader verliert, der sicherlich
auch sehr teure Boote transportiert, gab mir der Fahrer jeder Zeit das
Gefühl, er gehe sehr sorgsam mit meinem Boot um. Fast schon
liebevoll sichert er das Boot. Mein Seemann geht für mich zum
Zahlen. Ich komme da gar nicht erst mit, weil ich mich nicht ärgern
will, denn natürlich blieb es nicht bei den 200... dann treten wir
die Reise nach Hause an. Endlich!
Im Industriehafen Ueckermünde soll die
Akua wieder zurück auf ihren Trailer gekrant werden. Von hier aus
haben wir es bis Eggesin nicht weit. Anders als in Esens läuft die
Nummer ziemlich gechillt ab. Nach kurzer Absprache schaue ich mir
noch schnell das Schwert an. Es lässt sich bewegen. Ein paar
Muscheln entferne ich mit dem Schraubenzieher. Das Gemüt des Fahrers
hat sich auch wieder entspannt. Ohne viel Theater und vor allem mit
Bedacht kehrt Akua zurück auf ihren Trailer. Sicherlich hatte sie
sich Wasser unterm Rumpf gewünscht, doch dafür ist sie noch nicht
bereit. Ich erhalte noch ein paar Tipps fürs Unterwasserschiff, das
kaputte Ruder und den Flügelpropeller, spreche den Einbau des See
WCs ab, vor allem aber das Stellen des Mastes. Da ich das Boot nie
aufgeriggt gesehen habe, ich nicht weiß ob wirklich alle Teile
vorhanden sind, besprechen wir, das Boot am Ende eines Tages zu
Kranen und den Mast zu stellen. Falls was fehlen sollte, kann ich
noch schnell los, um es zu besorgen, der Mast würde erst einmal
hängen bleiben. Ohnehin haben wir dann mehr Zeit, um das ganze Gedöns zu
sortieren. Ja, so kann ich mir das gut vorstellen. In einem Monat, gebe ich beherzt an.
Als Akua in Eggesin auf dem Hof des
Autohauses vorm Waschplatz stand, wurde ich das erste mal ganz
sentimental. Sie ist hier! Mein Traum von einer Dehler 28 ging
tatsächlich in Erfüllung. Noch sieht sie nicht schön aus, aber ich
weiß, dass wir sie wieder hinbekommen, so wie auch meine erste Akua,
meine Vartianta 65...
Mein besonderer Dank geht an das
Transportunternehmen Hansedrive, der Nachbar Herrn Schmidt von der Gothaer, Herrn
von Deetzen von Nauticalmile und seine Mitarbeiter und natürlich an
meinen Seemann, ohne den eigentlich gar nichts geglückt wäre. Und
sollten wir jemals wieder nach Esens kommen und ein Hotel benötigen,
dann kein anderes mehr als im Garni Nolting!
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