Nr. 115


Yachtclub Ueckermünde - dort lag die Mary Ann, die Varianta von Kurt, die er verkaufen wollte. Seine Annonce war für mich das Ziel. Ueckermünde Kamigstr. 24. Kurt hatte sich alles ganz anders vorgestellt. Eigentlich wollte er das Boot mit einem anderen teilen, Boot und Liegeplatz. Und das Segeln. Seine Pläne gingen nicht auf. Das Segeln fällt ihm mit über siebzig besonders schwer. Er sei zu alt geworden. Gerne würde er sich zu den Langfahrtseglern zählen, gerne würde er bis Danzig segeln. Ein Traum. Rund Rügen, Rund Usedom.

Seine Varianta ist gerüstet, für alle Schandtaten bereit. Der schwere Hondamotor hängt tief im Wasser. Er überprüft die Segel, zieht ein anderes auf. Alles dauert. Jeder Schritt will überlegt sein. Er zeigt mir die Anleitung der Varianta. Dort hat er sich alles mögliche daneben geschrieben. Schritt für Schritt. Er sagte mir, er sei schon einmal in eine brenzliche Situation gekommen. Nun bereitet er sich dreimal besser darauf vor. Und wenn ich sie nicht kaufen will, dann macht er weiter, entweder mit der Suche nach einem neuen Eigner oder mit der Segelei.

Er verkaufte sie und sein Platz im Yachtclub Ueckermünde wurde frei. Über Wathapp informiert er mich und den Club. Eine neue Anwärterin sei an seine Stelle gerückt. Ich.

Augen zu und durch. Wenn ich eins weiß, dass ich nicht segeln kann. Genauso wie Kurt. Allerdings habe ich nicht irgendein Boot im Visier, sondern nur eine Varianta 65 und nach der suchte ich. Sie musste perfekt sein. Einhandsegeln vorausgesetzt.

Steige nie auf einen fertig gesattelten Gaul, du weißt nicht, wie er drauf ist, bevor du nicht selbst das Zaumzeug anlegtest. So hab ich es immer gehalten.

Meine Varianta ist nicht gesattelt. Ich muss es selbst tun. Bevor ich nicht weiß, wer sie ist, werde ich nicht die Zügel oder Segel in die Hand nehmen. An meinem Boot arbeite ich seit Wochen. Doch je näher der Termin der Saison rückt, desto mehr werde ich nervös. Noch immer habe ich keinen Liegeplatz. Der Yachtclub Ueckermünde scheint sich schwer in Entscheidungen zu tun. So habe ich bereits einen Antrag gestellt, mich persönlich gezeigt, und auf Kurts Empfehlung gehofft. Ein kurzes Gespräch mit einem Mitglied (Freunde meines Seemannes) des Clubs genügte wohl, postwendend erhielt ich zumindest eine Reservieung auf Platz 115.

Und nun frage ich mich selbstzweifelnd, ob ich nur die 115 reserviert bekam oder auch Kurts Unmut, die Segelei jemals zu beherrschen.
Ich denke an den Namen meines Bootes: Akua – der Gott der Liebe!


Er möge mit mir sein!


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