Ohne Ruder kein Kurs!



Damit rechneten wir nicht. Das es nicht einfach wird, so ein Ruder auszubauen, ja, das ahnten wir schon. Es begann bereits damit, dass wir eigentlich das Boot dazu kranen müssten, denn die Welle ist so lang, dass der Platz zwischen Rumpf und Boden einfach nicht ausreicht. Aber mein Seemann kennt ja hier das Terrain und manövriert Akua rückwärts zu einem Abhang auf dem Autohausgrundstück. Und tatsächlich, er ist steil genug und liefert uns den Raum. Doch die Rechnung ging nicht mit Akua auf. Zunächst löste sich aufs Verrecken die kleine Nabenschraube nicht. Hier musste mein Seemann diese aufbohren. Nun konnten wir zwar das Ruder lösen und bekamen es auch ein ganzes Stück nach unten, doch dann baumelte es wie eine hängende Eierfrucht am Strauch unterm Rumpf und wir verstanden die Welt nicht mehr. Das der obere Teil der Welle möglicherweise schmaler sein könnte, dass wäre schon eher zu vermuten, doch dass er breiter ist, lässt jegliche Logik entbehren. Wie bekommt man es dann überhaupt in die erste Buchse? Ich verstand auch nicht, warum innerhalb der unteren Ruderbuchse eine Edelstahlhülse war. Was nun tun? Außer Gewalt viel uns wirklich nichts anderes ein. Und tatsächlich, das Ruder kam uns warum auch immer Stück für Stück entgegen, bis es sich letztlich gänzlich löste. Im Inneren spürten wir eine weitere Hülse, die im Ruderlager zurückblieb.

 Nabenschraube vollkommen fest

Die Ruderwelle hängt im Lager kurz vorm Ausgang fest

Langsam ging uns ein Licht auf. Um die Ruderbuchsen von Dehler ging das Gerücht umher, sie würden im Laufe der Zeit porös werden und sich mit Wasser vollsaugen, damit quellen sie auf und setzen die Ruderwelle fest. In so einem Falle werden die Buchsen nach gewisser Zeit einfach ausgewechselt. Ohnehin schreibt Dehler, wäre es ratsam, dass Ruder alle drei Jahre zu kontrollieren und auch die Narbenschraube, die das Ruder hält zu lösen und erneut festzuziehen. Ich nehme an, solche Wartungsarbeiten waren schon lange nicht mehr durchgeführt worden. Als ich vor dem Kauf der Akua den Eigner auf das Ruderspiel ansprach, zeigte er sich eher erfreut darüber, und erwähnte dabei die Dehlerproblematik der quellenden Buchsen. Doch damit gaben wir uns nicht zufrieden. Gott sei Dank! Denn das hätte uns die Welle gekostet. Wir konnten nun erkennen, dass um die Welle im Bereich der unteren Buchse ein ziemlicher Lochfraß entstand. Was war geschehen:

Welle und Ruder mussten schon einmal saniert worden sein. Da die Welle bereits ausgeschlagen war, behalf man sich mit Edelstahlmanschetten, die auf die Welle in Höhe der Buchsen aufgeklebt wurden. Tatsächlich quoll nach gewisser Zeit die untere Buchse im Wasser auf und setze das Ruder fest. Es ist anzunehmen, dass nun mit Gewalt das Ruder bewegt wurde. Tatsächlich löste es sich auch, doch nur die untere Edelstahlmanschette von der Welle, die nach wie vor von der Buchse eingeklemmt war. Nun lief die Welle in der Manschette und schmiergelte den Kleber komplett weg. Dies führte zum Lochfraß an der Aluminiumwelle da Aluminium unreiner als Edelstahl ist.
Jetzt wo die Ursache gefunden war, konnten wir uns auch um die Erneuerung kümmern. Mein Seemann bestellte Buchsenmaterial, welches nicht aufquillt und der hiesige Schlosser besprach mit uns die Reparatur. Schnell stand fest, Akua muss für eine Woche in die Schlosserei. Ihre Welle wird imprägniert, neue Buchsen und Manschetten angefertigt und schon kann sie wieder nach Hause. Doch bevor es an die Welle geht, muss auch noch der Riss im Ruderblatt untersucht werden.

Dazu schleife ich komplett den alten Unterwasseranstrich ab. Dabei erhalte ich Unterstützung vom Profi aus der Lackierung. Die Risse um die Welle werden grobflächig aufgeflext und geschliffen. Auch unterhalb des Ruderblattes mache ich eine Probebohrung. Kommt dort Wasser, muss das gesamte Ruderblatt aufgeschnitten und der vergammelte Schaum rausgeholt werden. Ich atme auf. Der Schaum ist komplett trocken und hat eine gute Farbe wie Konsistenz. Wir brauchen also nur die offenen Stellen verspachteln und das Ruder neu laminieren. So kann Akua in die Schlosserei und anschließend das Ruderblatt gegen Osmose und Bewuchs behandelt werden. Neun Anstriche folgen: 2K Primer gegen Osmose, Grundierung und Antifouling gegen den Bewuchs. Das Ruderblatt sieht aus wie neu!

Lochfraß an der Welle

frisch gespachtelt und geschliffen

2K Primer

Grundierung

Antifouling

Nun ist Akua fertig und kann in die Werft. Auf sie wartet ein neues See-WC, welches während unseres Urlaubs auf der Blue Lady eingebaut werden soll. Dann kann sie endlich gekrant und der Mast gestellt werden! Aber halt, zuvor bekommt sie noch ihre neue Beschriftung...

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