Fotoshooting


Schon Anfang der Woche legten wir fest: Sonntag geht es segeln. Laut Wettervorhersage soll es kaum Wind, viel Sonne und sommerliche Temperaturen geben. Es verspricht ein entspannter Segeltag zu werden.
Doch so wie die Akua gerade ausschaut, braucht sie eine Dusche. Einige Vögel fühlten sich sichtlich wohl auf ihr, der Blütenstaub der letzten Tage hat sich aufs Deck niedergelegt und auch die Spinnen waren mächtig fleißig. Ein guter Grund meinen neuen Schlauch auszuprobieren. Ich habe auf einen traditionellen verzichtet und mich für so einen dehnbaren entschieden. Sicher war ich mir beim Kauf nicht, ob das was ist, er lässt sich jedenfalls gut aufwickeln und nimmt kaum Platz weg. Aus ca. sieben Metern sollen wohl 15 werden. Und tatsächlich, es funktioniert und er reicht sogar bis ins Cockpit.
Was ist der Unterschied zwischen einer Seglerin und einem Motorbootfahrer? Richtig! Die Seglerin nimmt sich gern die Zeit, alles vorher genau zu prüfen und vorzubereiten. Der Motorbootfahrer wie mein Seemann, ist es gewohnt, die Tür aufzuschließen, Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, und ab die Post. Soll heißen, er wird ungeduldig, der Außenborder der Akua ist bereits im Wasser und tuckert schon. Was er noch tun kann, fragt er drängelnd. Er hat ja Recht! Es ist viel zu schönes Wetter, um hier an Land rumzutrödeln.
Und schon sind wir auf der Uecker. Ich freue mich. Bei 1Bft heißt es ausspannen, Seele baumeln lassen, vor sich hinträumen. Kaum abgelegt, geht auch schon nach 0,2 Meilen der Motor aus. Alles klar! Schon beim letzten Mal wollten wir schauen, wie viel Sprit noch im Tank ist. Wir dümpeln auf der Uecker, während wir recht zügig Kanister und Trichter hervorkramen, um die Bedürfnisse des durstigen Johnson zu befriedigen. Und tatsächlich, kaum hat er Nachschlag bekommen, schnurrt er auch schon wieder. Ich bin wirklich begeistert von dem Motor.
Das Haff ist stellenweise spiegelglatt. Ab und an kommen kleine Kräuselwellen auf. Segelsetzten geht diesmal ganz problemlos. Ich habe die fehlende Dirk mit einer Behelfsleine am Achterstag ersetzt. Eigentlich ist sie zu kräftig und passt kaum in die Curryklemme am Baum. Um es jedoch zu testen, erfüllt sie ihren Zweck. Nächste Saison will ich mir dann wieder eine richtige Dirk und das Fall vom Groß zurück in den Mast legen.



Mit 2-3 Knoten läuft die Akua gemütlich. Wind kommt aus NO und wir wollen Richtung Swinemünde. Dort kommt die C'est la vie her. Wir haben uns locker auf dem Haff verabredet. Auf dem Programm steht das letzte Fotoshooting, denn die C'est la vie steht zum Verkauf und will sich nun von ihrer schönsten Seite zeigen. Das heißt nun aber auch, wir müssen besonders hart am dünnen Wind kreuzen. Mühsam quälen wir uns nach Norden. Also ich quäle mich eigentlich nicht. Mein Seemann hat seine Ungeduld nicht an Land gelassen. Mit einem Motorboot könne man seine Ziele auch erreichen, brummelt er. Ich denke an Baden, aufs Deck legen und ärgere mich, dass ich keine Kekse mehr habe. Langsam fallen auch Jeans und T-Shirt. Nach circa anderthalb Stunden machen wir die C'est la vie aus.




Ich finde es immer einen spannenden Moment, Boote auf See zu filmen, zu fotografieren und dann den Eignern zu präsentieren. Es besteht nun mal kaum die Möglichkeit sein eigenes Boot unter vollen Segeln vom Wasser aus abzulichten. Man ist auf andere angewiesen, es sei denn, man verfügt über eine Drohne. Und vom eigenen Boot aus Bilder zu machen ergibt nur eine eingeschränkte Perspektive.



Die C'est la vie segelt nun dicht achtern. So nah war der Akua noch kein Boot auf dem Wasser. Ich gerate ins Schwärmen. Mein Seemann macht sich richtig gut an der Pinne. Jetzt ist er gefordert, denn es hat aufgefrischt. Wir laufen ca. 4 kn. Das Modelschiff zieht an uns vorüber und präsentiert sich in voller Länge. Bei achterlichem Wind zeigt es nun beide Segel. Auch wir holen die Genua backbord, lassen das Groß steuerbord und fahren die Akua Schmetterling. Meine Behelfskonstruktion funktioniert mehr schlecht als recht. Jedenfalls können wir den Baum nun so auch weit ausstellen. Mein Seemann verliert den Motorbootcharme, gibt sich als waschechter Segler und ich mache schöne Bilder der C'est la vie bis wir dann den Motor wieder ins Wasser lasssen, starten und das Groß bergen. Nur noch mit der Genua steuern wir auf den Ueckerkopf zu, dann bergen wir auch sie. Wir sind nicht die einzigen im Ueckerkopf.




Es scheint hier ein Sport unter den Seglern zu sein, mit Vorsegel oder gar Blister durch ihn durch zu segeln. Wir halten davon nicht besonders viel. Zumindest nicht ohne dabei den Motor im Leerlauf tuckern zu lassen. So kann man im Notfall noch schnell reagieren.
Auch wenn ich noch immer vor habe, die Akua allein zu segeln, so macht es zusammen doch viel Spaß. Mittlerweile haben wir etwas mehr Routine und spüren auch, wie sich die Akua bei Manövern verhält. Doch ich brenne auch schon darauf, sie endlich allein zu segeln...

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