Sommertörnfiasko

Nach ein paar kurzen Törns übers Haff, freue ich mich nun auf meinen Sommersegeltörn. Glowe auf Rügen steht auf meiner Liste. Für mich einer der attraktivsten Häfen an der Ostsee bzw. auf Rügen. Gleich zwei Strände säumen die Marina, ein schöner Naturstrand links davon und ein gut besuchter Sommerurlaubsostseestrand zur rechten Seite. Überhaupt finde ich Glowe sehr abwechslungsreich zwischen Tourismus und wenig besuchter Natur. Ja, da möchte ich wieder ein paar Tage Urlaub machen. Und wer weiß, vielleicht folgt erneut der Absprung nach Ystad? Ich lasse es offen. Der Wind wird mir schon die Richtung weisen...

...oder mein Boot! 

Wie üblich starte ich in der Lagunenstadt und segle nach Karnin. Mittlerweile habe ich diese idyllisch gelegene Marina zu meiner Favoritenliste hinzugefügt und ganz nach oben geschoben. Ein kleiner Naturhafen, von dem ich auch, liege ich außen und passt die Strömung, vom Boot aus ins Wasser springen kann. Das liebe ich all zu sehr..., klein, ruhig und nicht überlaufen, günstig, Strom, Wasser alles inklusive. Außer einem Hafenbüro mit Toiletten und Duschen, einem Imbiss davor und ein paar Häuschen dahinter, gibt es hier nicht viel mehr. Eine schöne Kulisse vielleicht noch, mit Blick aufs Wasser zu der Brücke - immer ein tolles Fotomotiv wert. Ich bleibe zwei Nächte und breche dann über Wolgast nach Lubmin auf. Die Strecke kenne ich mittlerweile recht gut. Alles geht leicht von der Hand, nichts Aufregendes kreuzt meinen Bug. In Wolgast ist es voll und ich muss erstmalig im Päckchen liegen. Mein Puls bleibt wo er ist. Die Aufregung, die mich sonst die Jahre davor begleitet hat, sie scheint verstummt zu sein. Nein, kein Herzrasen mehr vorm Anlegen, vor unbekannten Häfen, überhaupt vor Unbekanntem. Auch in Lubmin läuft alles bestens. Ich ergattere einen schönen Platz, räume mein Boot auf und schon bin ich am Strand auf dem Weg zu meinem Lieblingsrestaurant im Hotel Seebrücke - selbstgebackener Kuchen und ein Latte warten schon auf mich.



So kann es weiter gehen! Doch weit gefehlt. Noch in Ueckermünde hab ich das Getriebeöl gewechselt. Es war leicht milchig, was ein Zeichen von Wasser im Getriebe ist. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass wirklich irgendwo, naja eigentlich nur durch die Simmerringe an der Welle, Wasser eindringen könnte. Ölwechsel muss reichen! Basta! Hm, im sicheren Heimathafen ist so was schon mal leicht daher gesagt. Hier in Lubmin jedoch wird mir ganz anders. Das Öl sieht schlimmer aus als vorher. Jetzt bin ich aufgeregt. Puls erhöht. Natürlich wird mir das Getriebe nicht um die Ohren sausen oder meine Akua so viel Wasser schlucken, dass ich absaufe. Aber vielleicht zerstöre ich es sukzessive? Und wenn ich schon mal dabei bin, was macht eigentlich meine Saildrivemanschette? Gefühlt hundert Mal schaue ich in den Motorraum zum Getriebe, lese die Bedienungsanleitung und wechsle noch einmal das Öl. Alles bekomme ich so gar nicht raus. Und die Ölablassschraube ist ganz unten am Saildrive, im Wasser also. Motor an, ein bissel laufen lassen, Motor aus und schauen, wie das Öl jetzt aussieht. Nicht mehr ganz so milchig, ist ja klar. Lass mal Akua ein paar Stunden unter Motor fahren... Spätestens mit der Dunkelheit wird aus der Aufregung Panik. Nein, so werde ich auf keinen Fall weiter segeln...! Ich habe mir mal versprochen, dass mein Boot immer in Ordnung sein muss, bevor ich aufs Wasser gehe. Unterwegs kann sicherlich immer mal was sein, was repariert werden muss. Dann wird es auch repariert. Ich verschleppe auf meinem Kahn nichts! So was bringt mir garantiert nur Unglück. Ich habe weder Funk, noch AIS, noch eine Rettungsinsel an Bord. Ein paar Leuchtpatronen habe ich, solche wo man wie gehabt keinen Schein benötigt. Die gehen nur auf 50m. Meine größte Sicherheit bin ich und mit mir mein Boot!

Am nächsten Tag ist Gewitterstimmung, auch draußen am Himmel. Ich telefoniere durch die Gegend. Fragste fünf Leute, bekommst du sechs Meinungen oder acht. In Kröslin gleich hier in der Nähe, verlangen sie schon allein nur für einen Hub 190 Euro, dann kommen die Böcke dazu, die Reparatur können sie nicht beziffern, aber als Anhaltspunkt, der zusätzliche Wechsel der Manschette, wenn das Boot schon mal draußen ist, soll 3000 Euro kosten. Teuer wären bereits 1500 Euro. Na hier bin ich komplett falsch. 

Ich wettere die Gewitterstimmung ab, auch meine und bleibe eine ganze Woche in Lubmin. Den Gloweostseestrandurlaub hab ich nun an den Greifswalder Bodden hier her nach Lubmin vor-verlegt. Hier ist es auch schön. Wirklich, hier ist es wirklich schön. Das ist auch kein schwacher Trost, sondern mein Ernst. Nur dass ich nicht wirklich ausspannen kann, wegen der vielen Sorgen, um das Getriebe...



Im Grunde ist meine Segelsaison beendet. Boot kann raus. Ich tucker jetzt aber nicht wieder durch den Peenestrom durch die zwei Brücken zurück, schimpfe ich mit mir selbst. Es geht raus auf die Ostsee an Usedom über Swinemünde vorbei nach Ueckermünde und zwar in einem Satz ohne Halt und Rumeierei. Es war kalt, es regnete und es war wenig Wind, kurz vor Swinemünde schlief er ganz ein. Wenn man ohnehin schlechte Laune hat, dann ist das, dass perfekte Wetter, um sie aufrecht zu erhalten.

So, mein Superosteesommersegeltörn hat genau schlage und schreibe 11 ganze Tage gedauert. Im Kielwasser liegen 97,7sm, das sind 180,9km. Wenn ich weiter so fleißig segle, schaffe ich mit meiner AKUA die 2000sm Marke frühestens in drei Jahren... oder so. Und mein Logbuch, das wird nie voll. Nie und nimmer!

Naja, in Ueckermünde hab ich mich dann wieder etwas beruhigt und bin noch mal im September auf die polnische Haffseite mit meiner angeschlagenen AKUA nui losgezogen. Den Rest der Saison nicht mehr zu segeln, dass hab ich nicht ausgehalten. Dafür aber habe ich mich um mein Getriebe gekümmert, also um die Organisation der Reparatur im Winter. Mein Liegeplatzgegenübernachbar hörte von meinem Problem und winkt lachend ab: Wasser im Getriebe, das hatte ich auch. Kannste selber machen... Diese Aussage gefiel mir von allen anderen Vor- und Ratschlägen, Tipps und Gruselgeschichten am allerbesten! Endlich mal jemand, der mir keine Angst macht.

Auf ins Winterlager! AKUA bekommt noch einmal die Chance, in der Lackierung vom Opelhaus in Eggesin zu überwintern. Dort ist es zwar staubig aber beheizt und ich habe die Möglichkeit den Winter über Temperatur unabhängig an meinem Boot zu arbeiten. Luxus pur. 

letzter Törn von Wolin nach Ueckermünde - nochmal richtig Segeln bei 4-5bft

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