Cop Cop Coppercoat
Das Getriebe wieder dicht zu bekommen, ist das eine, doch wenn mein Boot schon in der Lackierung steht, sollte ich diese Wintersaison nutzen, um es gründlich auf Vordermann zu bringen. Seit ich die kleine Dehler übernommen habe, stört mich die Kraterlandschaft des Unterwasserschiffes. Ich hatte es zwar kurz nach Übernahme angeschliffen, Primer aufgetragen und ein festes Antifouling drüber gerollt, doch das oberflächliche Anschleifen führte nur dazu, dass immer mehr altes Antifouling spätestens beim Abkärchern nach dem Kranen abblättert und ich ausbessern muss. Damit soll jetzt Schluss sein! Auch möchte ich von einem festen Antifouling auf ein selbstpollierendes umsteigen. Der Rumpf soll dabei wirklich glatt sein. Nichts darf mehr blättern.
Unterwasserschiff bei Bootsübernahme |
Was mir noch nicht klar ist, wie weit ich das alte Antifouling runter schleifen muss. Es wird ja gesagt, man solle nicht unbedingt bis auf das gesunde Gelcoat gelangen. Ich weiß nicht recht. Das wäre auch ne ganz schöne Arbeit. Dennoch fange ich schon mal an und treffe auf viele Schichten. Hinzukommt, dass ich echt viele Schleifgitter verbrauche.
Ein Anruf eines Segelkameraden bringt mich auf eine ganz andere Idee. Er rät mir, wenn ich schon mal dabei bin, mein Unterwasserschiff komplett abzuschleifen, dann möge ich mich für das ziemlich teure aber langlebige Coppercoat entscheiden. Das ist ein spezielles wasserbasierendes Epoxy in das reines Kupferpulfer untergemischt wird, im Grunde ein festes Antifouling, dass man alle paar Jahre mal anschleifen sollte, damit das Kupfer wieder aktiviert wird. 10 bis 15 Jahre brauch man dann kein Antifouling mehr auftragen, spart Arbeit, Zeit und Geld. Dann muss ich aber wirklich runter bis aufs Gelcoat. Aber wie?
Ein einfacher Farbschaber von BAHCO mit einer super Klinge hilft mir wirklich weiter. Damit schaffe ich in kurzer Zeit größere Flächen. Allerdings muss ich durchgängig über Kopf arbeiten. Durch meinen verkürzten Kiel liegt mein Boot sehr tief im Trailer, so dass ich nur ganz wenig Platz habe. Ich muss gestehen, dass es wirklich eine sehr anstrengende Arbeit war. Doch es hat sich gelohnt. Akuas Rumpf strahlt in einem reinen weiß und zeigt keinen einzigen Schaden. In ihren 33 Jahren, die sie bereits auf den Buckel hat, ist sie nicht ein einziges Mal mir ihren Rumpf unter Wasser aufgelaufen. Jungfräulich schaut sie aus.
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Aller Anfang ist schwer... |
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knapp zwei Eimer Antifouling und Primer hole ich runter... |
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nur noch bis zur Unterwasserlinie |
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Schleifen, Schleifen, Schleifen... |
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die letzte Fläche, die ich noch schleifen muss |
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Komplett ohne Schaden!!! |
In diesem Zuge entferne ich ebenso die alte Rumpfmanschette, die in keinem guten Zustand mehr ist. Akua bekommt eine neue.
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neue Rumpfmanschette - hier sind Kiel und Saildrive bereits geprimert |
Das freigelegte Gelcoat muss nun staubfrei und entfettet sein, dann kann es losgehen. Theoretisch könnte ich das Coppercoat direkt aufs Celcoat draufrollen. Dennoch entscheide ich mich zuvor, einen 2K Primer zwei mal aufzutragen.
Dann heure ich eine Coppercoatcrew an, die mir beim Mischen und Auftragen des Coppercoats an einem Wochenende helfen soll. Die Halle muss mindestens 15 Grad haben, besser etwas mehr. Übers Wochenende bekomme ich die Schlüssel, Butterbrote und Getränke sind vorbereitet, die Tanke gleich neben der Lackierung liefert uns Kaffee und Tee - für alles ist gesorgt.
Pünktlich 9.00Uhr treffen wir uns vor der Halle, hoch motiviert und gut gelaunt. meine Freundin ist fürs Anmischen und Rühren eingeteilt, mein Partner fürs Auftragen die von Außen zu erreichenden Flächen, ich muss untern Rumpf und damit zwischen den Trailer und seine Verstrebungen, was auf die Dauer recht mühsam ist. Anfänglich kommen wir gut vorwärts, doch dann tauchen die ersten Probleme auf. Die Heizung der Halle kommt gerade so an die 10 Grad. Das verlängert enorm die Trocknungszeit. Kurzer Anruf beim Besitzer, die Heizung ist auf Wochenendbetrieb eingestellt. Wir programmieren sie um, was zu einem ersten Erfolg führt. Wir schaffen es auf 16 Grad. Dann ist Schluss. Da die Akua nicht mittig in der Halle steht, taucht ein weiteres Problem auf. Der Backbordrumpf, der an der Außenwand steht, trocknet schwerer an, als der Steuerbordrumpf, auf dem das Gebläse der Heizung gerichtet ist. Dieses Problem bleibt unlösbar, da wir das Boot nicht verschieben können. Letztlich führte es dazu, dass ich noch eine Einheit Coppercoat für 123Euro bestellen musste, um nachzubessern. Offen bleibt, ob der 2K Primer mit dem Coppercoat auch an meinem Edelstahlkiel auf Dauer haften bleiben wird, denn bislang hielt an ihm nichts...
Gegen 19.00Uhr stieg meine Freundin aus. Sie ertrug die Dämpfe nicht, hatte ein gerötetes Gesicht und ihr war übel. Sie war nun schon 10 Stunden mit dabei. Und durch die lange Trocknungszeit war nicht abzusehen, wie lange es noch dauern wird. Wir müssen nun zu zweit weiter machen. Bis Mitternacht brauchen wir, dann haben wir es geschafft. Ich muss gestehen, dass mir das wochenlange Abschaben und Schleifen des Rumpfes mehr Spaß machte, als das Auftragen des Coppercoats, dennoch fühlt sich das Ergebnis insgesamt wirklich gut an. Ich bin äußerst zufrieden und auch das Ausbessern gelingt im Nachgang gut.
In der drauffolgenden Nacht träumen wir gemeinsam im Chor: Cop Cop Coppercoat...
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